Die Anforderungen an Bewerber haben sich nicht zuletzt durch die Pandemie verändert. Zwei Experten geben Tipps, wie Bewerbungen am besten ankommen.

Quelle NGZ/RP Online vom 24. April 2021, Redakteur Julian Budja

 

Die Bewerbung online auf Jobplattformen einreichen, virtuelle Bewerbungsgespräche fÀhren, sich selbst auf sozialen Jobnet Werken wie Xing und LinkedIn ansprechend präsentieren – die digitale Kompetenz ist bei der Jobsuche, aber auch für den Beruf selbst heutzutage wichtiger denn je. 

“Viele gehen davon aus, dass junge Menschen technikaffin sind und sich mit Online-Medien zurechtfinden. Wir merken aber, dass es viele Pferdefüße gibt, wenn es an Online Bewerbungen geht”, sagt Philipp Scharner, der bei der Agentur für Arbeit im Rhein-Kreis Neuss die Berufsberatung leitet. Einerseits ist da die Bedienung der Unternehmens- und Jobportale, die variiert, auf der anderen Seite sind es wichtige Formalitäten, die zu beachten sind, um einen professionellen Eindruck zu machen und die über Rechtschreibung und Grammatik hinausgehen: Anschreiben, Lebenslauf in einem PDF gebündelt abzugeben. Und eben auch, die Unterlagen einheitlich und ansprechend zu gestalten, damit sie sich von denen anderer Bewerber abheben. 

Paul Koglin von AIMS International weiß, was Unternehmen dabei erwarten. Die Personalberatung aus Neuss sucht für sie geeignete Kandidaten aus. “Das Anschreiben wird überschätzt, uns als Berater interessieren die Fakten im Lebenslauf, er ist die Eintrittskarte zum Beruf”, sagt Koglin und empfiehlt, berufliche Erfahrungen wie Praktika in antichronologischer Reihenfolge anzuordnen, also immer mit den neuesten Abschnitten anzufangen: “Das machen viele falsch.” Trotzdem ermutigt Scharner gerade junge Menschen, sich auch dann zu bewerben, wenn sie nicht die in der Ausschreibung geforderte Abschlussnote erfüllen. In Zeiten, wo viele Branchen händeringend nach Arbeitskräften suchten, komme es vielen Unternehmen auch auf “Motivation und Interesse am Beruf” an.

Meist kämen die sogenannten Soft Skills wie sicheres Auftreten, Kommunikation oder Zuverlässigkeit aber erst beim Bewerbungsgespräch zum Tragen, sagt Koglin. Dieses findet seit Beginn der Pandemie immer häufiger über Videodienste wie Teams, Skype oder Zoom statt, das könnte sich etablieren. “Sie müssen heute nicht mehr in Sakko und Schlips erscheinen, aber eine ordentliche, gepflegte Erscheinung ist auch vor dem Bildschirm wichtig”, sagt Koglin. Genauso wie gut vorbereitet zu sein, kurz und knapp auf Fragen zu antworten und nicht dazwischen reden. Berufsberater Scharner rät, auch auf das zu achten, was im Hintergrund zu sehen ist, sich dabei nicht “im Kinderzimmer der kleinen Schwester mit Plüschtieren” zu zeigen. Auch die richtige Belichtung sei wichtig, keine Schatten im Gesicht zu haben. Und natürlich die Internetverbindung, die Video-Plattformen und Einstellungen vorher zu testen, damit nichts schief gehen kann. 

Auch sozialen Netzwerken kommt im Bewerbungsprozess eine immer größere Bedeutung zu. Bei Facebook, Instagram und Tiktok sollte man darauf achten, dass keine privaten Bilder oder Videos öffentlich zugänglich sind, die bei Arbeitgebern schlecht ankommen könnten, betont Scharner. Umso wichtiger, sagt auch Koglin, sei dagegen ein professioneller Auftritt in den Netzwerken, die zur beruflichen Selbstpräsentation gemacht wurden: Xing und LinkedIn. Koglin berichtet, dass er und seine Kollegen von AIMS, aber auch zahlreiche Personaler von Unternehmen aus ganz _ verschiedenen Branchen in diesen Netzwerken, in Deutschland vor allem auf Xing, unterwegs seien und nach geeigneten Kandidaten für ihre zu besetzende Stelle suchten. Das eigene Profil mit Bild fungiert dabei wie ein digitaler Lebenslauf, ermöglicht die dauerhafte Vernetzung mit Berufskontakten, die wiederum ausgewiesene Qualifikationen digital bestätigen können. Die Plattformen haben aber auch den Vorteil, selbst als Arbeitnehmer signalisieren zu können, dass man nach einer bestimmten Stelle suche, um Unternehmen auf sich aufmerksam zu machen. “Kleine Unternehmen oder handwerkliche Betriebe nutzen eher noch private Kontakte oder lokale Netzwerke”, sagt Scharner. Er glaubt aber auch, dass sich das wandelt, und gut gepflegte Profile auf Berufsnetzwerken immer entscheidender werden. 

Wie so viele Bereiche des Lebens verändert sich durch die Digitalisierung also auch die Jobsuche. Zum Besseren, findet Koglin: “Arbeitgeber wie -nehmer haben eine viel größere Auswahl und Möglichkeiten, sich zu präsentieren.” Man muss nur wissen wie.

 

 

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